Ich seh‘ dir in die Augen, Kleines!

„Um Mitternacht sitz‘ ich im Kino, um Mitternacht läuft das Spätprogramm … “ 1984 sang Nena diese Zeilen in ihrem Titel „Kino“. Und ich war begeistert. Vielleicht nicht unbedingt von ihrer Stimme, ihr roter Minirock allerdings hatte es mir schwer angetan. Der Bravo-Starschnitt in Lebensgröße an der Wand meines Kinder-, Pardon, JUGEND-Zimmers tat dazu sein Übriges. Kurz und gut: Ich war verknallt in Gabriele Susanne Kerner. Heimlich natürlich. So wie vermutlich hunderttausende andere Jungs in meinem Alter auch.

Dabei war Nena – gemeint ist die Band, nicht die Dame – weitaus mehr als nur die Frontfrau mit dem eher dünnen Stimmchen. Carlo Karges, Rolf Brendel, Jürgen Dehmel, allen voran aber Tastengott Uwe Fahrenkrog-Petersen lieferten seit Beginn der 80er reihenweise stimmige Arrangements und knackige Titel am Fließband. Textlich jedoch blieb Brendel mit dem von ihm geschaffenen Song „Kino“ hinter der Melodie desselben in meinen Augen eine ganze Ecke zurück. Grund genug für mich, mich etwa ein Jahr später auch auf dieselbe Thematik zu stürzen. Und wie schon Rolf Brendel bemühte auch ich den guten alten Humphrey, um meinem Text ein wenig „Cinema Noir“ Atmosphäre zu verleihen. Heraus kam ein Titel, der – natürlich – auch „Kino“ hieß.

Eine Aufnahme dieses Titels gab es jedoch bis dato nicht. Und damit klarerweise auch noch kein Arrangement. Am vergangenen Wochenende jedoch hatte ich eine Eingebung: Funk! Nein, nicht Radio, sondern Wah-wah Gitarre. Und was soll ich sagen, es groovt wie Sau. Die über dreißig Jahre alte Schmonzette hat plötzlich eine völlig neue Dynamik bekommen. Und ich habe mal wieder Spaß wie Bolle …

Kostprobe gefällig? Aber gerne doch!

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Komponist: André R. Kohl
Texter: André R. Kohl

Drei Uhr fünfundvierzig Ortszeit,
kalter Rauch zieht durch den Raum,
draußen leichter Nieselregen,
doch den registriert er kaum.
Dann zieht er seinen Mantel an
und zieht den Hut noch ein Stückchen tiefer ins Gesicht,
dann zahlt er seinen Whisky und er geht zur Tür
und er verschwindet nach und nach im Neonlicht.

Refrain:
Und dann geht das Licht an,
denn im Kino ist doch alles nur Film,
ein eingekaufter Traum auf Zeit, oho.
Du siehst auf den Abspann
und es fällt dir schwer, nach Hause zu geh’n,
denn manchmal sind zwei Stunden beinah‘ schon
ein Stückchen Ewigkeit.

Und sie steh’n sich gegenüber,
Hitze flimmert in der Luft,
regungslos sind die Gesichter,
nur ein weißes Käuzchen ruft.
Dann zieh’n sie beide ihren Colt
und zwei Schüsse peitschen auf und sie treffen ihr Ziel.
Und kurz bevor das Auge bricht hebt er noch mal den Kopf
und flüstert leise: „Gottverdammtes falsches Spiel!“.

Refrain:
Und dann geht das Licht an,
denn im Kino ist doch alles nur Film,
ein eingekaufter Traum auf Zeit, oho.
Du siehst auf den Abspann
und es fällt dir schwer, nach Hause zu geh’n,
denn manchmal sind zwei Stunden beinah‘ schon
ein Stückchen Ewigkeit.

Bridge:
Und dann gehst du voll Erwartung in die kleine Bar,
denn du weißt, in diesem Film bist du der Star

Refrain:
Und dann geht das Licht an,
denn im Kino ist doch alles nur Film,
ein eingekaufter Traum auf Zeit, oho.
Du siehst auf den Abspann
und es fällt dir schwer, nach Hause zu geh’n,
denn draußen vor dem Kino
wartet schon die Wirklichkeit auf dich
und da spielen Kinofilme nicht,
da spürt sogar ein Humphrey Bogart Einsamkeit
und die Kälte der Nacht.

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