Sechsachtel sind sexy

Wie die meisten ja vielleicht wissen – und schlimmer noch, wie man leider auch oft gut hören kann, habe ich Musik niemals „richtig gelernt“. Wenn man mal von ein paar wenigen Stunden Musiktheorie und Musikgeschichte in der Schulzeit absieht, bin ich also de facto der klassische Autodidakt. Dies muss aber, wie ich finde, nicht unbedingt ein Nachteil sein, denn es hielt mich immer neugierig und machte mich hungrig auf mehr. Musik zu komponieren war für mich fast immer ein Weg, einem Text eine Brücke zum Zuhörer zu bauen. Meistens war dieser Text, zumindest aber die rudimentäre Idee dazu, zuerst da. Das es aber auch genau umgekehrt gehen kann, zeigt die Geschichte des Titels „Wart‘ auf mich“

Um meine persönliche Freude über die Entstehung dieses Titels auszudrücken, muss ich allerdings ein wenig weiter ausholen. Noch bevor ich jemals eine Gitarre in der Hand gehalten habe, konnte ich in meiner Kindheit erste Erfahrungen mit einem, nun ja, sagen wir mal „Tasteninstrument“ sammeln. bontempi_hitMeine lieben Großeltern schenkten mir damals eine Bontempi Gebläseorgel, die passenderweise den Namen HIT trug.  Orgel ist hier allerdings ein recht hochtrabender Name für dieses Plastikmonster. Mann muss sich das ganze etwa so vorstellen: Eine Melodika, die man vor sich hinlegen konnte, und in die man nicht selbst hineinblies, sondern ein unglaublich lautes Gebläse sorgte für ordentlich Wind. Drückte man eine Taste, machte das Ding „trööööt“. Nicht mehr. Aber eben auch nicht weniger: Es reichte aus, um meinen Forscherdrang zu wecken. Ah, wenn man diese beiden Tasten drückt, klingt das doch schon mal ganz gut. Oh, dieser Ton passt offensichtlich nicht ganz so gut. Kurz, ein Erfolgserlebnis reihte sich an das nächste. Aber wie das eben so ist in Kindertagen – Irgendwann hatte ich wohl keiner Lust mehr, das Plastikmonster und damit auch meine ersten musikalischen Gehversuche gerieten in Vergessenheit.

Spulen wir nun ein paar Jahrzehnte vor, wir befinden uns jetzt irgendwo am Anfag der 90er. Mittlerweile hatte ich mehr oder weniger das Gitarrespielen erlernt, vor allem hatte ich aber meine ersten eigenen Songs geschrieben. Irgendwie kam es mir dann wieder in den Sinn, mich mal wieder an einem Tasteninstrument zu versuchen. Die Dinger sollen ja heute richtig was können, hatte ich gehört. Und so legte ich mir mein erstes ähm yamaha_pss190„Keyboard“ zu, ein Yamaha Portasound 190. Und richtig, das Ding konnte tatsächlich was. Yamaha hatte sich nämlich etwas ausgedacht: Computer aided music nannte man das damals. Das Ding hatte eine Art Beigleitautomatik an Bord, es konnte diverse Rhythmen und machte einem das Herumexperimentieren wirklich leicht. Wenn man nämlich mit der linken Hand nur zwei Tasten drückte, kam beinahe ein komplettes Orchester aus der kleinen Kiste. Und mit Rechts konnte man dann wunderbar frei herumklimpern, was ich auch reichlich tat. Vermutlich sehr zum Mißfallen meiner Nachbarn.

Besonders reizvoll aber war das Ausprobieren der unterschiedlichen Rhythmen. Rhumba, Bossa-Nova, Cha cha cha, alles Sachen, die ich in meiner beschränkten autodidaktischen Welt noch gar nicht kannte. Vor allem ein Groove hatte es mir angetan. Wie genau Yamaha den damals nannte, weiß ich heute auch nicht mehr, wahrscheinlich stand da Blues. Oder Soul. Es klang aber unheimlich gut, so irgendwie nach „House of the rising sun“. Dieser Rhythmus schrie geradezu danach, in einem neuen Song verwurstet zu werden. Die zündende Idee dazu blieb aber komischerweise zunächst aus. Das änderte sich jedoch schlagartig, als ich mein neues Schätzchen zur Vorführung seiner schier unglaublichen Möglichkeiten mit zu einem Freund nahm (Für echte Insider: Die Rede ist von Frank Franke  😉 ). Der Rest ist schnell erzählt: Bei einigen gut gekühlten Brünetten aus Issum (ebenfalls für Insider, hier ist Diebels Alt gemeint, unser bevorzugter isotonischer Durstlöscher damals) entstanden in Null komma Nix Text und Melodie zu diesem Titel. Und wir beide waren stolz wie Bolle. Und dann verschwand der Titel wie so oft in der Schublade.

Gegenwart, genauer, Samstag der 26. August 2015, 11:00 Uhr. Ich hatte doch tatsächlich an diesem Samstag keine weiteren Termine mehr im Kalender, eine gute Gelegenheit, sich mal wieder im „Studio“, also meinem kleinen Kellerraum zu vergraben. Während ich dortselbst so vor mich hinklimperte, bekam ich warum auch immer plötzlich wieder diesen 6/8 Groove zu packen. „Da war doch mal was …“, dachte ich mir. Also Textmappe herausgekramt und nachgelesen. Etwa zwölf Stunden später kam dann eine leicht modifizierte Version des mittlerweile über 20 Jahre alten Titels heraus, der in meinen Ohren irgendwie soulig und gospelig klingt. Und deibelschlag über sechs Minuten lang geworden ist.

Der Gesang allerdings ist mal wieder eher schlecht als recht. Aber darum geht es ja eigentlich auch gar nicht 😉

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Komponist: André R. Kohl
Texter: André R. Kohl, Frank Heinke

Du warst bei mir all‘ die Jahre lang,
du warst Geliebte und Freund,
hast mit mir all‘ meine Sorgen geteilt,
mit mir gelacht und geweint.
Alltag und Streit nahm ich gern mit in Kauf,
wir liebten uns doch viel zu sehr.
Aber das Leben, es nahm seinen Lauf,
ich geh‘ jetzt, ich kann so nicht mehr.

Ref.:
Wart‘ auf mich,
glaub‘ mir, ich liebe dich,
doch deiner Tränen schämen
brauchst du dich nicht.
Wart‘ auf mich,
schmerzt es auch fürchterlich,
ich werd‘ dir schreiben, bleiben,
bleiben kann ich jetzt noch nicht.

Ich habe lange Zeit nachgedacht
über das, was uns noch fehlt
und habe dich in so mancher Nacht
mit meinen Zweifeln gequält.
Alltag kann viel zu oft mörderisch sein
und manche Liebe erfriert.
Fühl‘ ich mich jetzt auch noch schlecht und gemein,
eins hab‘ ich deutlich gespürt:

Ref.:
Wart‘ auf mich,
glaub‘ mir, ich liebe dich,
Und deiner Tränen schämen
brauchst du dich nicht.
Wart‘ auf mich,
schmerzt es auch fürchterlich,
ich werd‘ dir schreiben, bleiben,
bleiben kann ich jetzt noch nicht.

Alles verstehen heißt alles verzeih’n,
ich will doch nur dein Vertrau’n.
Eines Tags werd‘ ich zurück bei dir sein
und wenn du willst fangen wir an
unsere Zukunft zu bau’n.
Bis dahin

Ref.:
Wart‘ auf mich,
glaub‘ mir, ich liebe dich,
Und deiner Tränen schämen
brauchst du dich nicht.
Wart‘ auf mich,
schmerzt es auch fürchterlich,
ich werd‘ dir schreiben, bleiben,
bleiben kann ich jetzt noch nicht.

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