Alte Kamellen

Manche Dinge brauchen ein wenig, bis sie so weit gediehen sind, dass man sich damit auch an die Öffentlichkeit trauen kann, ohne sich zu schämen. Eine der Gründe, warum ich damit angefangen habe, diesen Blog zu starten, war auf alle Fälle dieser: Einmal ganz in Ruhe altes Material sichten und vielleicht auch den Menschen irgendetwas davon zu Gehör zu bringen, ohne dabei selbst unter Druck zu geraten. Ist ja schließlich nur ein Hobby, wenn auch ein sehr geiles. Und was man da nicht so alles findet, wenn man nur tief genug gräbt …

Als ich damit anfing, die ersten Songs zu schreiben, war das Procedere eigentlich immer gleich: Ich bekam zwei, drei Griffe auf der Gitarre zu fassen und begann damit, einen Song um diese simple Basis herumzubauen. Natürlich kann man sich vorstellen, wie wenig anspruchsvoll dann ein solcher Song wird, wenn man eben gerade nur drei Akkorde spielen kann.  Ungeachtet dessen haute ich aber insbesondere zu Beginn meines kreativen Schaffens einen Song nach dem anderen heraus, die meisten davon folgerichtig auch von eher minderer Qualität. Austauschbare Texte, in denen ich vor allem das Thema Liebe immer wieder durch den Flesichwolf drehte, dazu eher uninteressante Melodien – Ich konnte es ja nicht besser. Aber was ich an Qualität (noch) nicht vorweisen konnte, machte ich durch Fleiß und Quantität wieder wett.

Viele Songs aus dieser Zeit sind aus gutem Grunde auch nicht mehr überliefert, sie sind einfach im Strudel der Geschichte irgendwo versickert. Manchmal aber stolpere ich beim Herumkramen über  eines dieser Relikte aus den Anfangstagen. So geschehen am vergangenen Wochenende. Der Song „Frühling einen Winter lang“ stammt vermutlich aus dem Jahr 1983, wenn ich mich noch recht erinnere. Und wie so oft, wenn man einen solchen Song so gar nicht mehr auf dem Schirm hatte, beginnt man plötzlich damit, völlig neue Seiten an ihm zu sehen. Kurz und gut: Ich bekam echte Lust darauf, mal etwas mit diesem Titel auszuprobieren.

Nun habe ich aber das Glück, dass ich mich musikalisch-technisch in den vergangenen drei Jahrzehnten ja dann doch ein wenig weiterentwickeln konnte, und so ist aus dem ehemaligen drei-Akkorde-Titel eine recht hübsche Ballade geworden, deren Besonderheit im Wechsel der Tonarten von Intro und Bridges zu Strophen und Refrains liegt. Und da sich am Thema nichts geändert hat – Liebesschnulze bleibt eben Liebesschnulze – habe ich diesmal auch wieder beherzt in die Geigen-Kiste gegriffen und mich beim Chor ebenfalls ordentlich ins Zeug gelegt. Nicht unbedingt gut, aber dafür mit umsomehr Leidenschaft. Und dem einen oder anderen Kaltgetränk :mrgreen:

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Komponist: André R. Kohl
Texter: André R. Kohl

Viele Namen, ich weiß längst nicht mehr genau
wie das alles angefangen hat
ich war immer cool und hin und wieder war ich blau
ich war der Ladykiller unserer Stadt

Manchmal stand auch mir sogar das Wasser bis zum Hals
und meine Sehnsucht wurde nie gestillt
mir bleibt dein letzter Brief und deine Nummer bestenfalls
und irgendwo hab‘ ich auch noch dein Bild

Und wieder steh‘ ich auf der kalten Straße
der Regen wäscht die Tränen vom Gesicht
im nachhinein scheint alles so ganz einfach
doch wie’s jetzt weitergeh’n soll
ich weiß es nich

Refrain:
Und irgendwie hab‘ ich mich immer hinter dir versteckt
bin immer vor mir selbst davongerannt
durch dich erst habe ich ein Stückchen von mir selbst entdeckt
und irgendwie war Frühling
einen kurzen Winter lang

Kalter Wind weht und ich spüre, dass ich frier‘
am Bahnhof wart‘ ich auf den nächsten Zug
im Kopf dröhnt mir noch immer dieser letzte Satz von dir
ich kann und will nicht mehr, ich hab‘ genug

Früher glaubte ich, dass mich nichts mehr verletzen kann
aber wenn man endlich eingesehen hat
das vieles sich noch ändert, doch man selbst nichts ändern kann
bricht wieder mal ein Rückgrat in der Stadt

Der Zug fährt ein und ich steig‘ auf die Plattform
und lasse alles hinter mir zurück
mein Leben, meine Liebe, meine Freunde
und meinen alten Traum vom großen Glück

Refrain:
Und irgendwie hab‘ ich mich immer hinter dir versteckt
bin immer vor mir selbst davongerannt
durch dich erst habe ich ein Stückchen von mir selbst entdeckt
und irgendwie war Frühling
einen kurzen Winter lang

 

 

Ach ja, ein paar Grüße möchte ich an diese Stelle noch eben loswerden: Ich grüße heute meinen alten Freund Mario Mertens, seines Zeichens ebenfalls Sänger, Texter und Komponist. Schaut doch mal auf seiner Homepage vorbei und bringt seinen Zähler zum Glühen 😀 .

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