Die Sache mit der Liebe

Das mit der Liebe ist schon eine sehr merkwürdige Angelegenheit. Wenn man unbedingt nach ihr sucht, findet man sie in der Regel nicht. Und wenn man sie dann irgendwann einmal absolut nicht gebrauchen kann, schlägt sie wie eine Bombe in dein Leben.
„Liebe wird häufig als eine auf den freien Willen gegründete Beziehung zwischen zwei Personen gesehen, die ihren Wert nicht im Besitz des adressierten Objekts findet, sondern sich im dialogischen Raum zwischen den Liebenden entfaltet. Die Liebenden erkennen einander in ihrer Existenz wechselseitig an und fördern sich „zueinander strebend“ gegenseitig.“, so definiert Wikipedia diesen Zustand kompletter geistiger Umnachtung. Wie sagte meine Großmutter doch früher so treffend? „Geschissen, mein Herzchen!“ So selbstlos, so idealistisch wie auf Wikipedia oder in Rosamunde-Pilcher-Filmen ist Liebe im wirklichen Leben nämlich nur in den seltensten Fällen. Ich jedenfalls hatte irgendwann gegen Ende der 80er gehörig die Schnauze voll von dieser Herumkasperei.

Überhaupt, was ist Liebe eigentlich? Gehen wir doch mal streng wissenschaftlich an die Sache heran:  Liebe ist in erster Linie nichts weiter als ein biochemischer Vorgang.  Ganze drei Sekunden reichen aus, um einen ersten  Eindruck von einem unbekannten Gegenüber zu gewinnen. Und wenn dieser Unbekannte dann in unser genetisch tief verwurzeltes Beuteschema passt, geht die Luzi ab im Gehirn. Da tanzen die Glückshormone buchstäblich Samba, unser Denkapparat wird mit einem ganzen Cocktail von Botenstoffen überflutet und setzt erst einmal die rosarote Brille auf.

Wer kennt nicht das wohlige Gefühl, welches sich ausbreitet, wenn man ganz plötzlich und unerwartet eine Belohnung erhält? Das kommt vom Dopamin, einem körpereigenen Neurotransmitter. Klinische Studien haben ergeben, dass ein übermäßig hoher Dopaminspiegel in bestimmten Arealen des Gehirns in Zusammenhang mit Schizophrenie gebracht werden kann. Wen wundert es also, dass auch bei verliebten Menschen ein erhöhter Dopamingehalt festzustellen ist? Dies erklärt dann auch völlig logisch, warum man während der Verliebtheitsphase so dermaßen von der Rolle und euphorisch bis zum geht nicht mehr ist. Zumindest für alle diejenigen, die gerade nicht selber mit verliebtem Dauergrinsen durch die Gegend rennen.

Die zweite Zutat des bunten Cocktails ist das Serotonin. Oder besser gesagt das Fehlen desselben. Ein ausgeglichener Serotonoinhaushalt sorgt im Normalfall dafür, dass der Mensch auch selbst ausgeglichen und gelassen ist. Und gerade bei Verliebten fällt der Serotoninspiegel nun rapide ab – also nix mit innerer Ruhe. Ganz im Gegenteil, man  möchte Bäume ausreißen. Und zur Verstärkung dieses Effektes trägt dann auch das Adrenalin bei. Auch dieses Hormon wird in der Verliebtheitsphase vermehrt ausgestoßen und verursacht im Körper erst mal ordentlich Stress. Okay, selbiges geschieht auch in Gefahrensituationen. Oder ist das am Ende gar kein Zufall? Die Auswirkungen jedenfalls sind bekannt: Das Herz schlägt schneller, die Knie werden weich.

Und um dem ganzen Cocktail sozusagen noch das Sahnehäubchen aufzusetzen, schlägt schließlich auch noch das Oxytocin gnadenlos zu. Diese wunderliche Substanz wird auch gerne als „Kuschelhormon“ bezeichnet, da es nachweislich die Chancen erhöht, dass aus der ersten Phase der Verliebtheit später eine feste Bindung entsteht. Endorphin und Cortisol sorgen dann Hand in Hand für den entsprechenden Wohlfühlfaktor und der Testosteronspiegel stachelt den Trieb ordentlich an, indem er bei Männern fällt und bei Frauen steigt. Und dann kann es losgehen mit der Achterbahnfahrt.

Es dauert Monate, bis sich unser Körper an die „Neueinstellung“ unserer Hormone gewöhnt hat, bis dahin sind wir schlicht und einfach in einem Rauschzustand, also de facto komplett unzurechnungsfähig. Aber unser Gehirn wäre nicht ein so cleveres Organ, wenn es uns diesen Cocktail nach einiger Zeit nicht einfach wieder wegnehmen würde. Nach 24 bis 36 Monaten schließt es einfach die Hormonbar und setzt uns damit quasi auf Entzug. Wohl dem, der in der Verliebtheitsphase genügend Oxytocin produziert hat, an dieser Stelle kann er es gebrauchen.

Ich für meinen Teil hatte keine Lust mehr auf diesen Cocktail. Irgendwie wollte das mit dem Oxytocin bei mir nicht so recht, so manche Beziehung hatte ich bis dato schon mit mehr oder weniger schmerzhaften Blessuren überstanden. Gehalten hatte jedoch leider keine. Offensichtlich, so wurde es mir schlagartig klar, tauge ich nicht für diesen Beziehungskram. Also setzte ich mich selber auf Liebesentzug und beschloss, fortan ohne diesen Ausnahmezustand auszukommen. Und  damit ich das auch ja nicht vergesse, schrieb ich als kleine Gedächtnisstütze diesen Song: „Was ist Liebe?“

+ Zeige Songtext "Was ist Liebe?"- Verberge Songtext "Was ist Liebe?"

Komponist: André R. Kohl
Texter: André R. Kohl

Ich kann dich streicheln oder schlagen,
wir versteh’n uns oder nicht,
doch eins sollst du mir niemals sagen
und das ist „Ich liebe dich“.
Was ist Liebe, was ist Liebe?
Ich kann dir rote Rosen schenken,
ich geb‘ dir Geld oder ’nen Kuss,
doch solltest du nie daran denken,
dass ich dich wiederlieben muss.
Was ist Liebe, was ist Liebe?

Refrain:
Liebe ist wenn gar nichts mehr geht,
Liebe ist wenn sich die Erde nicht dreht.
Liebe schnürt die  Kehle mir zu,
also lass mich doch mit Liebe in Ruh‘.
Liebe ist wenn man sich selber verliert,
Liebe ist wenn man sein Herz nicht mehr spürt.
Liebe ist sowas wie Gift für mich
und darum brauch‘ ich,
darum brauch‘ ich diese Liebe nicht,
darum brauch‘ ich diese Liebe nicht.

Trotz allem kannst du auf mich zählen,
denn schließlich bist du ja mein Typ,
doch bitte, du sollst mich nicht quälen,
indem du sagst:“Ich hab‘ dich lieb!“
Was ist Liebe, was ist Liebe?
Wir können ja zusammen leben,
wir sind ein Team, wenn du mich fragst.
Es wird schon geh’n, so gerade eben,
wenn du von Liebe nur nichts sagst.
Was ist Liebe, was ist Liebe?

Refrain:
Liebe ist wenn gar nichts mehr geht,
Liebe ist wenn sich die Erde nicht dreht …

 

Überflüssig zu erwähnen, dass diese Misson zum Scheitern verurteilt und rückblickend betrachtet eine völlige Schnapsidee war. Es sollten noch viele Male des sich verliebens, des sich trennens, des Wunden leckens und der Selbstvorwürfe kommen. Wie für alle anderen Drogen gilt auch für die Liebe: Die Dosis macht das Gift.  Man bekommt Übung darin, mit seinen Hormonen umzugehen. Und mal ganz ehrlich, gibt es etwas schöneres, als verliebt zu sein? Und wenn es nicht klappt: Gute Songs schreibt die Liebe immer. Ich weiß das, ich war dabei 😆

Gesamt 9 Bewertungen
0

Sage mir doch bitte, wie ich diesen Beitrag verbessern kann.

+ = Sind Sie ein Mensch oder ein Spambot?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert