Liedermacherei

Ich bin, so möchte ich es mal sagen, musikalisch sehr vielschichtig geprägt, dies hatte ich ja auch schon das eine oder andere mal erwähnt. Besonders aber die Verbindung von Sprache und Musik hat mich immer begeistert, denn nichts kann deinen Gegenüber tiefer erreichen, als ein Song, der die Message des Textes auf die Art tansportiert, die ihm schlichtweg gebührt. Oder anders gesagt: Text gut: Toll, Musik gut: noch besser. Aber wenn beides perfekt miteinander harmoniert, entsteht etwas, mit dem jeder auf seine eigene Weise umgehen kann. Und vor allem: Will! Ich kann beim besten Willen nicht sagen, was mir persönlich denn nun wichtiger ist, die Melodie oder der Text. Was ich aber ganz klar sagen kann, ist eins: Ein klitzekleines bißchen geistige Tiefe darf der Songtext dann schon gerne haben. Und so waren es vor allem die Liedermacher, die mich von Anfang an sehr beeinflusst haben. Aber beileibe nicht nur die …

Ob nun  der verträumt clownesque Herman van Veen, der im Alter unglaublich gereifte Reinhard Mey – der nebenbei mittlerweile schon satte 60 Alben veröffentlicht hat – oder der immer ein wenig verkopft wirkende Heinz Rudolf Kunze, alle diese Herren haben eines gemeinsam: Ihre fantastische Begabung, ihr Inneres in Wort und Ton gleichermaßen virtuos auszudrücken. Manche Textzeile, im Falle von HRK gelegentlich sogar ein ganzes Lied, erschließt sich noch lange nicht jedem. Und mancheinem, zum Beispiel mir, nicht selten erst auf den zweiten Blick. Keine leichtverdauliche Kost, keine Wegwerfmusik, sondern kleine Kostbarkeiten, die es einem jeden Zuhörer ermöglichen, sein eigenes Kopfkino anzuschalten und sich auf seine ganz persönliche Reise zu begeben. So müsste man schreiben können …

Meine eigenen Songideen kommen natürlich auf keinen Fall an diese Qualität heran. Dennoch habe auch ich mich in der Regel bemüht, in meinen Texten möglichst nicht völlig ins Triviale abzurutschen. Nun gut, ich muss gestehen, dass auch ich einmal einen Song schrieb, genauer gesagt einen Teil eines Songs, in dem das Wort „Pipimann“ vorkam. Betrachten wir diesen Faux pas aber bitte als einmaligen Ausrutscher, der vor allem der Tatsache geschuldet war, das jemand mal zu mir sagte, ich könne soetwas gar nicht schreiben. Von wegen, ich kann nicht, wollen wir doch mal sehen. Und so zeigte ich halt der Welt mal einen Pipimann, zumindest einen musikalischen, und der sympathische pfälzer Stimmungssänger Zascha musste das Ding dann unter die Leute bringen. Armer Kerl, ich hörte, er macht heute nicht mehr professionell Musik. Hoffentlich hat es nicht an dem Titel gelegen. Ganz ähnlich verhält es sich übrigens mit den Songs „Schneeweißes Schiff“ für Marco Kloss und „Sommer, Sonne und Trinidad“ für Nina & Mike. Diese Titel sind eigentlich nur entstanden, weil mich jemand herausgefordert hat, in dem er behauptete, ich könne solche Dinge nicht schreiben. Also schrieb ich sie, um nicht zu sagen, ich haute sie ihnen mehr oder weniger um die Ohren. Und ich hänge nicht wirklich an ihnen, glaube ich 😆

Da lobe ich mir doch die Volkslieder. Um Himmelswillen, natürlich nicht die biedere Volkstümelei vom Kaliber eines Mutantenstadels. Ich meine die echten Volkslieder, die Lieder mit Geschichte, Lieder, die schon meine Großeltern kannten. „Oh du mein Ungarland“ zum Beispiel. Schon als kleiner Junge musste ich auf jedem Geburtstag meines Großvaters diesen Titel aufführen. Ich sang also für ihn „Ach kaufen Sie Blumen von mir mein Herr, ich bin ein armes Kind, meine Mutter die lebet schon lange nicht mehr, mein Vater der ist blind“ und Opa dankte es mir mit geröteten und vor Rührung feuchten Augen. Und  kaum zu glauben, auch eines meiner „All time favourites“ ist ein solches Volkslied. Heinrich Heine schrieb den Text, Friedrich Silcher steuerte die Melodie bei. Und auch wenn es jetzt noch nicht sofort klingelt, spätestens nach den ersten sieben Worten des Textes ist jedermann im Bilde: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten …“

Stellt sich nun also die Frage, warum ich das alles hier so breit trete. Und die ist leicht beantwortet. Am vergangenen Wochenende nämlich hatte ich mal wieder so eine verrückte Idee im Kopf, und so ist ein neuer Song entstanden, der sowohl textlich als auch musikalisch ein echter Ausreißer geworden ist. Und so präsentiere ich euch heute in einer *trommelwirbel* Welturaufführung meinen neuesten Song: Den Walzer(!!!) „Was am Ende bleibt“. Und der klingt mir irgendwie verdammt nach Volkslied, auch wenn das gar nicht meine Absicht war 😛

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Komponist: André R. Kohl
Texter: André R. Kohl

Wann immer du glaubst das dir alles gelingt
und du fühlst dich als lacht dir das Glück
nimm nichts als gegeben
am Ende da bleibt
dir davon nicht ein einziges Stück

Wann immer du hoffst es ist alles gesagt
bedenke stets den Augenblick
was immer du flüsterst
was immer du schreist
kommt am Ende nie wieder zurück

Wann immer du dich in der Liebe verlierst
Dann frage dich ist es das wert
bedenke was dir
diese Liebe erzählt
ist am Ende doch meistens verkehrt

Wann immer du wünscht jemand denkt grad‘ an dich
was immer dir jemand auch schreibt
mach dir keine Sorgen
du kannst sicher sein
das am Ende auch davon nichts bleibt

Wann immer du schwach bist, die Kraft nicht mehr reicht
dann  pass auf, dass dich nur niemand hört
verliere den Mut nicht
denn woran du leidest
ist am Ende dein eigenes Schwert

Wann immer du zögerst, du zweifelst und frierst
du dich nichtig fühlst, wertlos und klein
dann träume dir Flügel
denn in jeder Schlacht
stehst am Ende du doch ganz allein

 

Eine Sache möchte ich hier noch loswerden: Ich widme diesen Titel einer ganz bestimmten Person, nämlich einem Freund, den ich liebe wie einen Bruder. Möge er ihn gelegentlich daran erinnern, sich selber wichtiger zu nehmen und Dinge hinter sich zu lassen. Denn was am Ende bleibt …

 

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