Musiker neigen dazu, sich sehr mit ihrem Instrument zu identifizieren. Gar nicht so selten geben sie diesen sogar eigene Namen. Bei männlichen Musikern sind das in der Regel weibliche Vornamen – und das ist so abwegig gar nicht, denn es ist schon eine wirklich besondere Beziehung, die man im Laufe der Jahre zu seinem Lieblingsinstrument aufbaut. Das bekannteste Instrument dieser Art ist vermutlich die Gitarre des jungen Riley. Na, klingelt’s schon?
Im Jahr 1925 kommt irgendwo im tiefsten Missisippi-Delta ein Baby zur Welt, von dem niemand ahnen konnte, dass aus ihm irgendwann einmal ein wirklich berühmter Mann werden sollte. Riley stammte aus ärmlichen Verhältnissen und half seiner Familie schon früh dabei, deren Lebensunterhalt auf den Baumwollfeldern zu verdienen. Genauso früh machte er aber auch durch seinen Gesang im örtlichen Gospelchor auf sich aufmerksam. Der Junge hat Talent, soviel war schnell klar. Von seinem Onkel Bukka erhielt er seine erste Gitarre und entlockte ihr für damalige Verhältnisse schier unglaubliche Töne. Sie seufzte, sang, stöhnte, kreischte und das gefiel den Leuten sehr. Also beschloss Riley, sein Glück in Memphis zu versuchen, schon damals DAS Musikmekka Amerikas. Der Erfolg sollte sich rasch einstellen. Schon bald erhielt Riley eine eigene Radiosendung und legte sich einen neuen Namen zu. Bluesmen machten das damals eben so. Der Radiosender lag in der Beal Street, also nannte sich Riley fortan Beal Stret Blues Boy. Später wurde daraus dann Blues Boy King, noch später schlicht B.B. King. Und seine Gitarre wurde mindestens genauso bekannt wie er, auch wenn man Blues nicht unbeding mag, so hat jeder sicher schon mal etwas von B.B. Kings Lucille gehört 😉
Meine Gitarre hat auch einen Namen: Sie heißt Mary-Lou. Aber weil ich einmal ein Mädchen mindestens genauso liebte wie meine Gitarre, fand ich es nur fair, dass sie den gleichen Kosenamen tragen sollte. Und so gab es in meinem Leben zu einer Zeit tatsächlich einmal zwei Mary-Lous. Während ich mit der einen, nämlich der Gitarre, noch immer eine tiefe Beziehung führe, vermutlich aufgrund der Tatsache, dass sie mir höchst selten widerspricht, nie Kopfschmerzen hat und der Klang ihrer Stimme schlicht wundervoll ist, lief es mit der anderen, der Dame nämlich, weit weniger gut. Schon nach ungefähr zwei Jahren Beziehung war das Ende derselben bereits in Sicht und ich litt unter großem Herzschmerz. Also tat ich das, was ich in solchen Situationen immer tat: Ich schrieb einen Song. Allerdings einen recht merkwürdigen, das muss ich zugeben. Denn textlich gesehen gibt dieser quasi eine Seite eines (fiktiven) Gespräches zweier Freunde wieder, das bedeutet im Klartext, man muss sich sozusagen den zweiten Teil des Songs selbst ausdenken. Was mich damals geritten hat, weiß ich heute auch nicht mehr, aber irgendwie wurde am Ende doch ein veritabler Song daraus: „Viele Grüße an Mary-Lou“.
EIne Frage soll hier allerdings nicht unbeantwortet bleiben: Warum heißt B.B. Kings Gitarre eigentlich Lucille? Gab es da auch irgendwann mal eine Dame gleichen Namens in seinem Leben? Nun, nicht ganz, oder besser nicht unbedingt in SEINEM Leben. Die Legende erzählt folgendes: Im Jahr 1949 gab King mit seiner ersten Band ein Konzert in der amerikanischen Provinz, genauer gesagt in einer Kleinstadt namens Twist im Bundesstaat Arkansas. Während des Konzertes bricht plötzlich ein Tumult los: Zwei männliche Konzertbesucher geraten aneinander und fangen an, sich heftig zu prügeln. Einer der beiden stieß dabei ein Faß um, welches mit Kerosin gefüllt und angezündet worden war, um den Konzerbesuchen ein wenig Wärme zu spenden. Eine damals durchaus übliche Vorgehensweise. Durch das sich verteilende Kerosin brach ein riesengroßer Brand aus, der das Konzertgebäude nahezu dem Erdboden gleich machte. King schafft es zwar, aus dem Gebäude heraus zu kommen, vergaß in der Eile aber seine Gitarre. Todesmutig rannte er zurück, um seine billige 30 Dollar Gitarre vor den Flammen zu retten und schafft dieses tatsächlich auch. Später dann erfuhr er, was eigentlich der Grund für den Streit der beiden Männer und somit auch letztendlich der Grund für das verheerende Feuer war: Sie stritten sich um eine Dame mit dem hübschen Namen Lucille. BB. King beschloss, seine Gitarre nach ebendieser Dame zu benennen. Hauptsächlich deshalb, damit sie ihn daran erinnern sollte, in seinem Leben nicht noch einmal so eine Blödheit zu begehen.
Ich hatte mir nach der Geschichte mit Mary-Lou (der Dame, nicht der Gitarre) übrigens das gleiche vorgenommen. Aber es sollten noch viele weitere Dinge in meinem Leben passieren, die mir einen Song wert waren. Also könnt ihr sicher sein, hier noch die eine oder andere Geschichte lesen zu können. Für heute jedoch erst mal viel Spaß mit „Viele Grüße an Mary-Lou“.
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Komponist: Kramer, Kloss, Brenner
Texter: Kramer, Kloss, Brenner
Hallo alter Freund, schön dich zu sehen,
Nein, nicht wirklich gut, und wie geht’s dir?
Ich weiß genau, du wirst mich nicht verstehen,
doch Mary-Lou gehört nicht mehr zu mir.
Nein, ich kenne auch nicht ihre Gründe,
nein, da gibt’s auch keinen anderen Mann.
Und auch wenn ich mir Ausreden erfinde,
so weiß ich trotzdem gut,
ich hab ihr weh getan.
Refrain:
Viele Grüße an Mary-Lou,
sag‘ ihr, ich konnte nichts dazu,
sag es tut mir so leid, ich war wohl noch nicht bereit,
sag‘ ich geb ihr ihr Herz zurück.
Viele Grüße an Mary-Lou,
sag ihr, sie lässt mir keine Ruh‘,
sag‘ sie muss mich versteh’n,
sag‘ ihr, ich musste geh’n,
oder nein, besser sag‘ ihr nichts!
Danke alter Freund, dass du mir zuhörst.
Ja ich weiß, das Leben ist nicht leicht,
doch ich spür‘ schon, wenn du jetzt nicht hier wärst,
dann hätt‘ ich Angst, dass meine Kraft nicht reicht.
Sicher, es wird nichts mehr wie es war sein,
weil Mary-Lou stets Spuren hinterlässt,
doch ich weiß es, würde sie jetzt da sein,
dann gäb‘ mir das bestimmt
für alle Zeit den Rest.
Refrain:
Viele Grüße an Mary-Lou,
sag‘ ihr, ich konnte nichts dazu,
sag‘ es tut mir so leid, ich war wohl noch nicht bereit,
sag‘ ich geb ihr ihr Herz zurück.
Viele Grüße an Mary-Lou,
sag‘ ihr, sie lässt mir keine Ruh‘,
sag‘ sie muss mich versteh’n,
sag‘ ihr, ich musste geh’n,
oder nein, besser sag ihr nichts!
Kleine Geschichte am Rande: Dieser Song ist der einzige meiner Titel, die es auch in notierter Form gibt. Ich konnte das selbst kaum glauben, daher hängen diese Noten noch heute eingerahmt in meinem kleinen Studio. Und so schlecht, wie ich selbst diesen Titel gesungen habe, habe ich doch die eine Gewissheit: Es gibt eine Aufnahme dieses Titels mit dem fantastischen Sänger Ralf Cerne. Ich war bei der Studiosession nicht dabei, aber als ich seine Version damals hörte, liefen mir pure Schauer den Rücken hinunter und eine Gänsehaut jagte die nächste. Der Titel selbst kann also nicht so schlecht sein, es muss wohl am Sänger liegen